Die 1401, das Standardwerk aus Festkörpern, war nicht unantastbar: Der erste Angriff erfolgte traditionsgemäß durch den unverwüstlichen Jim Rand mit UNIVAC Solid State 80/90 II, die – wie gehabt – leistungsfähiger und preiswerter war und entsprechend niedrige Verkaufsziffern erzielte. In Europa rumorten die Franzosen, von de Gaulle motiviert, aber nicht nachhaltig finanziert, mit der Bull-Gamma-Serie, die einen echten Marktdurchbruch erzielte. Auf dem Höhepunkt der Erfolgskurve sackte Bull in die roten Zahlen ab. Zu schnelles Wachstum ging eindeutig auf Kosten der Eigenkapitalbasis und die Verluste stiegen auf 100 Millionen DM.
Der ernsthafteste Konkurrent der IBM kam aus der Regeltechnik. Honeywell kopierte die 1401, machte sie schneller, verkaufte sie 50 Prozent unter IBM-Preis und lieferte mit dem „Librator“ die erste kompatible Software mit. Die Honeywell H 200 wurde die erfolgreichste Nicht-IBM-Anlage. Grund: Zum ersten Mal hatte ein Mitbewerber auf technische Innovation verzichtet und sich an marktkonformen Standards orientiert.
Der Vertrieb wurde an kurzer Leine geführt und katapultierte rund 2000 H 200 auf den Weltmarkt. Verschreckt reagierte IBM zum gerade noch richtigen Zeitpunkt und kündigte die /360 vorzeitig an. Der Regelkreis schloss sich wieder einmal. Der Ankündigungseffekt, den IBM erstmals auf breiter Basis inszenierte, pushte die zweite Generation ins Abseits.
Die Honeywell-Strategie, IBM mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, war zwar kein absoluter Volltreffer, doch wies er die richtige Richtung. Durch das Announcement der /360 geriet Honwell zwar zeitweise in finanzielle Engpässe, da die H-200-Serie entgegen den Erwartungen nur in kurzfristigen Verträgen im Markt blieb. Dennoch resultierte daraus eine Kundenbasis, die bis heute tapfer verteidigt und ausgebaut wird.
Freitag, 16. Januar 2009
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