Samstag, 3. Januar 2009

3.16 Jim Rands Chance

Zu spät kamen die Röhrenpioniere Eckert & Mauchly auch zu Watson, der nach dem Erlebnis mit Aiken von Wissenschaftlern nicht mehr allzu viel erwartete. Ihre Angebote, ENIAC für IBM zur Serienproduktion ausreifen zu lassen, lehnte Watson mit Verweis auf Marktforschungen ab. Auch beim zweiten Bittgang biss Watson nicht an. Das war die Chance für Jim Rand, die Scharte aus dem Lochkartenzeitalter auszuwetzen.
Das Projekt UNIVAC I lief an. 1951 flimmerte der erste kommerzielle Rechner über die Bildröhren der Vereinigten Staaten. Funk und Fernsehen produzierten einen wahren Computer-Rausch und versetzen Watson den größten Schock seiner Laufbahn. Er musste mitansehen, wie Jim Rand, sein stärkster Konkurrent aus der Lochkartenzeit, Medienpolitik in höchster Vollendung zelebrierte. Doch nicht nur das: Mit UNIVAC I sicherte sich zum zweiten Mal ein Mitbewerber den renommierträchtigen Massenauftrag der Volkszählung.
Dass es Watson nochmals gelang, "trotz einer der größten Fehleinschätzungen, die jemals bei Marktanalysen erfolgte" (Datamation), das vorgelegte Know-how um die rechnenden Röhren aufzuholen, lag erstens am Ungehorsam seines Sohnes Thomas J. Watson Junior, zweitens an der Unfähigkeit Jim Rands, einen technologischen Vorsprung von drei Jahrzehnten in Kommerz umzusetzen, drittens an einem blitzschnell gestarteten Crash-Programm.
- Zu erstens: Aufgrund von Markterkundungen hatte der alte Watson jegliche Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Großrechenanlagen verboten. Doch sein Sohn ließ diese Entwicklungsarbeiten auf Sparflamme weiterkochen.
- Zu zweitens: Jim Rand veranstaltete zwar mit seiner UNIVAC I einen Riesenwirbel, doch übers Volkszählen vergaß er, den Markt und seine Chancen zu überdenken. Er machte den entscheidenden Fehler, sich seinen Anzug nach IBM-Maßen schneidern zu lassen. Er kopierte Watsons Show-Business und vergaß das überlegte Slow-Business, die schrittweise Einführung neuer Technologien.
- Zu drittens: Das zweite große Crash-Programm, das nur ein Unternehmen wie IBM mit ihren damals bereits beachtlichen Geldreserven auf die Beine stellen konnte, zeigte bereits nach zwölf Monaten das erste marktfähige Resultat: den technisch-wissenschaftlich orientierten Rechner IBM 701, dem 1953 der Wirtschaftscomputer IBM 702 folgte.
Die Installationszahlen der erstmals "in Serie" gebauten Rechner waren allerings bescheiden: die 701 wurde im April 1953 zum ersten und letzten Mal installiert, die 702 brachte es weltweit auf acht Installationen. Die UNIVAC I-Installationen entsprachen offensichtlich auch nicht der spektakulären Verkündigung via TV: Trotz sorgfältiger Recherchen konnte nur eine Installationszahl (nämlich 23) erfmittelt werden, die allerdings das Folgesystem UNIVAC II einschließt. (Selbst in der Diebold-Statistik tauchen diese Systeme heute nicht mehr auf.)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

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