Donnerstag, 27. November 2008

Kapitel I: 1.3 Die Ungleichung

Mit dieser Geheimformel ging die IBM 1961 ans Rechenwerk. Dass die Rechnung schließlich nicht ganz so aufging, wie sich dies der größe Computerproduzent der Welt vorgestellt hatte, lag zum Teil an der Zahl der Unbekannten, zum Teil aber auch an dem gerütelt Maß an Selbstüberschätzung, dem der Gigant unterlag.
Bevor der sich selbst gerne als "Probelmlöser" bezeichnende Hollerith-Konzern zum entscheidenden Schlag gegen die technologisch zumeist besser gewappnete Konkurrenz ausholte, galt es zunächst interne Mitbewerbssituationen aufzuheben. So gab es zum Beispiel eine handfeste Rivalität zwischen der General Products Division (GPD) in Endicott, New Jersey, und der Data Systems Division in Poughkeeprie, New York.
Während sich die erste Gruppe mit der Entwicklung kommerzieller Datenverarbeitungsanlagen auseinandersetzte, konstruierte Poughkeepsie technisch-wissenschaftliche Rechner. Jeder dieser Divisions versuchte, mit ihren Produkten in den Marktbereich des anderen vorzudringen. Diesem Zerreibungsprozess, der zu etlichen Produktsplittern führte, wurde durch T. Vincent Learson, dem späteren Präsidenten der Gesellschaft, durch SPREAD ein Énde gesetzt.
SPREAD (System Programming, Research, Engineering and Development) stand für die Spannweiter (engl. spread), unter der die New Product Line (NPL) gefunden werden sollte.
Das Basisproblem dieses Sonderausschusses (IBM-intern: Task-Force) wurde zuerst gelöst. Zwei Jahre nach der Vorstellung voll integrierter Schaltkreise durch Texas Instruments und Fairchild entschied sich der NPL-Stab für die technologisch zweitrangige, aber risikoärmste Lösung: Hybrid Circuits. Die Entscheidung für diese Halbleitertechnologie beinhaltete zwar ein geringes Wettbewerbsrisiko (das nicht eintraf), sie wurde aber in Hinsicht darauf getroffen, dass IBM die Komponentenfertigung in eigene Regie übernehmen und deshalb auf einigermaßen abgesicherte Entwicklungen zurückgreifen wollte.
Um die Bruchstelle zur zweiten Generation deutlich zu markieren, gingen die Systemstrategen n ihrer Familienplanung so weit, dass sie die eigene Potenz überschätzten. Allein aus den drei Jahre später angekündigten sechs Sprösslingen wurden nur vier. Und statt der zwei zuviel angekündigten kamen andere.
Graik: Detlev Bertram

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